Interview von Nadja Pastega, Journalistin der Sonntagszeitung, mit Schulpräsident Christof Leuenberger vom 3. September 2021 (unveröffentlicht)
SZ: Gerne möchte ich Sie fragen, wie Sie und die Kinder die derzeitige Schliessung der Schule erleben und wie man nun damit umgeht.
Leuenberger: Zunächst das Wichtigste: Gesundheitlich geht es allen Betroffenen den Umständen entsprechend gut. Niemand ist, soweit wir wissen, ernsthaft erkrankt, und wir hoffen natürlich, dass das so bleibt. Wie überall, wo es zu Klassenschliessungen und Quarantänemassnahmen kommt, sind diese aber auch bei uns mit organisatorischen und emotionalen Herausforderungen für alle Beteiligten – Schule, Kinder und Eltern – verbunden. Indessen waren wir auf entsprechende Szenarien vorbereitet und konnten auf diese Weise viele Unannehmlichkeiten abmildern. Dank einer schuleigenen App sind wir in der Lage, die Eltern unserer Schulkinder verzögerungsfrei auf dem Laufenden zu halten. Unsere Mittelstufenkinder werden online per MS Teams unterrichtet, die Unterstufenkinder werden zuhause mit "Hausaufgabensäckli" versorgt. Sowohl die Lehrpersonen als auch die Kinder wachsen dabei regelrecht über sich hinaus, so dass wir keine negativen Auswirkungen auf das Einhalten des Lehrplans erwarten. Mehr noch: Der gezwungenermassen intensivere Umgang mit Online-Medien auf der Mittelstufe sorgt sogar – das haben wir bereits während des Lockdowns festgestellt – für zusätzliche Lernfortschritte.
SZ: Was wünschten Sie sich punkto Schutzmassnahmen?
Leuenberger: Das A und O aller Schutzmassnahmen ist natürlich, dass sie wirken. Gleichzeitig sollten sie den Ansprüchen der Eltern und Kinder möglichst gerecht werden. Wir denken, dass die lokalen Gegebenheiten einer Schule dabei eine wesentliche Rolle spielen. Bei Schutzmassnahmen, die in einer spezifischen Schule Anwendung finden, ist die Mitbestimmung der betroffenen Schulgemeinde daher zentral.
SZ: Weiss man, wie es zu den Ansteckungen kam?
Leuenberger: Es gibt kein gesichertes Wissen darüber. Wir denken aber, dass das frühe und gehäufte Auftreten der Ansteckungen nach den Sommerferien für mehr als lediglich eine Ansteckungsquelle spricht.
Was denken Sie denn, wie man in einem kleinen Dorf mit engen sozialen Vernetzungen auf die Schliessung der Schule reagiert?
Leuenberger: Die Situation ist natürlich Dorfgespräch. Es ist aber immer wieder berührend, zu sehen, wie sehr man einander hier in solchen Situationen gegenseitig unterstützt. Es fühlt sich an, als zögen wir in Ellikon alle am gleichen Strick - Schule, Eltern, ja die ganze Dorfgemeinschaft. Das ist alles andere als selbstverständlich und verdient grossen Respekt.
Und wie sehr bedauern Sie die aktuelle Situation (viele Schulen sind derzeit von Quarantänemassnahmen betroffen)?
Bedauern ist das falsche Wort, aber es ist klar, dass einen so eine Situation nicht kalt lässt. Auch wenn wir mit unserem Team so vorbereitet waren, dass wir den Fernunterricht praktisch ab der ersten Minute der Schulschliessung in Angriff nehmen konnten, so gibt es doch einige Kinder und auch Familien, die stärker unter der gegenwärtigen Situation zu leiden haben als die meisten anderen. Das Mitgefühl diesen Betroffenen gegenüber ist eine der Triebfedern für unser Team, zusammen mit den Experten des Kantons eine möglichst rasche Rückkehr zur schulischen Normalität zu ermöglichen.